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Alternativen

Bürgermeister und Gemeinderäte rechtfertigen die geplante Bebauung des Buchwaldgebietes mit dem `unausweichlichen` Konflikt zwischen Erhaltung von Landschaft und Natur und dem Bedarf an Wohnraum. Dieser Konflikt besteht in Aulendorf nicht. Wir haben Alternativvorschläge, die diesen Widerstreit auflösen.

Nach wie vor gibt es genügend ungenutzte Bauflächen in der Unterstadt, am Riedweg und selbst im Stadtkern sowie leerstehende Häuser. Hierin liegt in Aulendorf ein immenses Potential für die Schaffung von Wohnraum anstatt Siedlung in den Grüngürtel zu verlagern. Dabei darf die Stadt aber nicht blindwütig verbaut werden, sondern soll durch Neubau, Sanierung, Ausbau und Aufstockung als Lebensraum attraktiver werden. Der historische Charakter der Eisenbahnerstadt und einer ehemaligen Grafschaft sollte erkennbar bleiben.

Bisher hat die Stadtverwaltung die Wohnungsbeschaffung durch Lückenfüllung mit fantasielosen Einheitswohnblöcken angegangen. Durch keines der bisherigen Neubaugebiete hat die Stadt an Attraktivität gewonnen.

Alle bisherigen Bauprojekte wurden Investoren bzw. der Wüstenrot überlassen, die natürlich nach Renditekriterien und nicht nach architekturästhetischen Gesichtspunkten bauen. Auch fühlen sie sich nicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Die Kommune muss eine aktivere Rolle im Wohnungsbau spielen, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Bei der Vergabe an Wohnungsbauunternehmen müssen Kriterien wie Mietpreisbindung stärker einfließen.

Die Gemeinde könnte anstatt am Ortsrand immer weitere landwirtschaftliche Flächen aufzukaufen, in der Innenstadt Grundstücke erwerben. Auch Bebauungen nach dem Erbpachtrecht sollten erwogen werden. Durch Ausschreibung der Bauprojekte in Architekturwettbewerben könnte man mit geringem Aufwand aus einer Bandbreite von Bauvorschlägen Lösungen wählen, die für Aulendorf wirtschaftlich und ästhetisch vorteilhaft sind.

Unsere Innenstadt hat viele in die Jahre gekommene Häuser, die energieeffizient renoviert, ausgebaut und aufgestockt werden könnten. Wir könnten auf diese Weise eine städtebauliche Verdichtung schaffen, die höhere Lebensqualität und soziales Miteinander verbindet: eine Stadt mit ansprechenden und abwechslungsreichen Fassaden, kleinen Plätzen und Innenhöfen, wo man sich begegnet und wohlfühlt.

(Für Abonnenten der Digitalausgabe der Schwäbischen Zeitung: Sie können dazu im Archiv vom 24.01.2022, Seite 2 einen passenden Artikel nachlesen.)

Dichtes Wohnen muss kein Nachteil sein. Zu den beliebtesten innerstädtischen Wohnvierteln zählen hoch verdichtete, nutzungsgemischte Quartiere mit vier- bis sechsgeschossiger Blockrandbebauung, wie sie z. B. in der Gründerzeit entstanden. Diese Gebäude werden seit über 150 Jahren genutzt. Grüne Innenhöfe, kleine Ladenzeilen und Plätze für Begegnungen machen den Reiz dieser Quartiere mit ihren kurzen Wegen aus.

Dagegen sind Zeilenbauten gestaltungsarme Schlafquartiere. (Grundsatzprogramm Nabu Nachhaltige Siedlungsentwicklung)

Die Gestaltung unserer Stadt verlangt eine konsequente Bestandsaufnahme sowie städtebauliches Fachwissen.

Deshalb stellt das Land Baden- Württemberg finanzielle Mittel zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen und zur Einstellung eines Beauftragten für Wohnraum und barrierefreies Wohnen, auch Flächenmanager genannt, zur Verfügung (Landesförderung für Innenentwicklung). Städte wie Ravensburg, Esslingen und Ulm haben bereits einen Flächenmanager. Flaechenmanagement.

Die Aufgaben eines Flächenmanagers sind die Erstellung eines Katasters zur Leerstandserfassung und Ermittlung von Freiflächen und den Aufbau eines Beratungsnetzwerks, das sich um die Weiterentwicklung und Verdichtung im Stadtinnenraum kümmert. Er mobilisiert Flächenpotential, indem er Besitzer leer stehender Häuser und ungenutzter Flächen anspricht und mit ihnen Möglichkeiten der Hausnutzung oder des Verkaufs auslotet.

Besitzer älterer Häuser können vom Flächenmanager unverbindlich und kostenlos zur Modernisierung und Umnutzung beraten werden. Hierdurch können Ansätze zu neuen Wohnformen, die auf veränderte Wohnbedürfnisse reagieren, geschaffen werden. Er hilft bei Finanzierungsfragen und bei der Beantragung von Fördermitteln.

Es könnten so individuelle und attraktive Wohnungen geschaffen werden, das Stadtbild optisch aufgewertet und die CO2- Bilanz der Stadt verbessert werden. Auch die Bundesumweltministerin Frau Lemke plädiert dafür, bessere Nutzungskonzepte für Altbau zu entwickeln, statt Grünflächen zu versiegeln.

Laut Regionalplan soll Aulendorf als Vorranggebiet für Wohnraumbeschaffung zur Reduktion der Wohnungsnot in Oberschwaben entwickelt werden und dafür die Infrastruktur bereitstellen. Gerade deshalb ist die Einstellung eines Flächenmanagers zur Unterstützung unabdingbar.

Als Anreiz zur Wiedervermietung von leerstehendem Wohnraum gibt es Prämien vom Land Baden - Württemberg für Kommunen und Landkreise.

Bezahlt wird die Prämie für Aktivitäten im Bereich der Beratung und Vermittlung, die nachweislich zur Wiedervermietung von länger leerstehendem Wohnraum geführt haben.

Vordringlich braucht Aulendorf attraktive, aber auch bezahlbare Wohnungen für Senioren und Menschen, denen der eigene Garten zu viel wird und die zum Beispiel in Zukunft lieber reisen und sich wohnungsmäßig verkleinern wollen.

Dadurch würde die Möglichkeit entstehen, dass Einfamilienhäuser mit Garten weitergegeben werden können. Oft sind dies im Vergleich zu Neubaugebieten größere Grundstücke mit genügend Privatsphäre, so dass Sichtschutzmauern unnötig sind. Alter Baubestand kann heutzutage kreativ modernisiert und umgebaut werden. (Alter Baubestand )

Auch hier kann der Wohnraumbeauftragte( Flächenmanager) behilflich sein, sei es bei Vermittlung und Abwicklung des Verkaufs des Hauses oder beim Kauf einer seniorengerechten Wohnung.

Auch die Einrichtung einer Wohntauschbörse ist eine Möglichkeit, den Wohnungsmarkt zu beleben.

Ein Projekt Aus Alt mach 2 wie in Bodnegg könnte manche Wohnung schaffen: Mit Landesfördermitteln gibt es hierbei kostenlose Architektenberatung für eine Unterteilung des Einfamilienhauses in zwei getrennte Wohnungen. Sehr viele Einfamilienhausbesitzer sind Single- Senioren. Dies schafft mehr Nachbarschaft und fördert das soziale Leben. Das Projekt fand in Bodnegg eine große Nachfrage.

Und was können wir den Senioren noch anbieten? Wie wär`s mit einem besonderen, singulären Hochhaus in nachhaltiger Holzbautechnik, wie es bereits zum Beispiel die Firma Franz Walser in
Bad Schussenried entworfen hat?

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Dabei handelt es sich um ein einzeln stehendes Hochhaus mit 8 Etagen, völlig im Grünen, evtl. mit Biotop, auf jeder Etage verschieden große Wohnungen mit weitem Ausblick, sehr großen Balkonen, im Erdgeschoß evtl. anzumietenden Gesellschafts- und Gemeinschaftsräumen, einem Dachgarten, … der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Link zu dem Grundriss

Ein solches Projekt könnte auch als Mehrgenerationenhaus geeignet sein. Ein attraktives Hochhaus bietet den Vorteil einer erheblichen Flächenersparnis gegenüber mehreren aneinandergereihten drei- bis viergeschossigen Wohnblöcken und lässt mehr Raum für eine grüne Umgebung. In einem Hochhaus gibt es keine unerwünschten Blicke von außen und durch die Gestaltung mit Freizeitoasen gibt es Orte

für Begegnung und sozialen Austausch. Ein solches Projekt wäre auch eine architektonische Attraktion mit Modellcharakter für Aulendorf! Es könnte überall am Stadtrand stehen und wäre auch am Buchwald geeigneter als das, was aktuell geplant ist.

Hier sind noch mehr Bilder

Das Buchwaldgebiet ist das Filetstück unter den Freiflächen um Aulendorf. Nach wie vor wäre die Bebauung des Buchwald ein unwiederbringlicher Fehler. Sollte sie aber nicht verhinderbar sein, sollten wir wenigstens das Allerbeste daraus machen. Warum erstellen wir dann nicht eine Modellsiedlung, die den Anforderungen an zukunftsfähiges Bauen wirklich gerecht wird?

Das bedeutet:

- klimaneutrales Bauen mit Holz

- ein Mobilitätskonzept, das mehr ist als die Ausweisung von Stellplätzen und Abbiegespuren

- ein Müllkonzept, das mehr ist als nur genügend Platz für immer mehr Mülltonnen

- zukunftsfähige Energiekonzepte, die ihren Namen verdienen, weil sie wirklich CO2-neutral sind

- bezahlbarer Wohnraum, der es möglich macht, Menschen mit Wohnberechtigungsschein nicht zu stigmatisieren, sondern zu integrieren.

- Grünflächenmanagement, das wertvollen Grund und Boden nicht mit Folien und Kies abtötet, sondern biodivers gestaltet, sowie

- Gemeinschaftsgärten, die zum Erhalt unser aller Lebensgrundlage beitragen.

Bahnhofstrasse links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Pendler bietet unsere Unterstadt die Möglichkeit, autofrei zu leben dank der Nähe zum Bahnhof. Schließlich ist Aulendorf ein Eisenbahnknotenpunkt mit Verkehrsmöglichkeiten in alle Richtungen.

Hier stehen historische Gebäude aus der guten Eisenbahnerzeit Aulendorfs kurz vor dem Verfall. Dieses bauliche Erbe sollte gerettet werden und könnte zu einem besonderen Quartier für junge Familien werden.

Wie zur Anfangszeit dieser Gebäude könnten in ihren Hinterhöfen wieder romantische Lauben und Spielflächen entstehen.

Sicher, nicht jeder dieser Vorschläge passt für jeden in Aulendorf und es soll auch niemand zu Veränderungen gedrängt werden. Aber unter kreativer Nutzung all dieser Möglichkeiten können wir Aulendorfer unser Wohnungsproblem lösen, die Lebensqualität und das Wohlbefinden in unserer Stadt verbessern und gleichzeitig unsere Natur schützen.

Und schließlich – müssen wir Aulendorfer die Wohnprobleme des ganzen Schussentals lösen?